17. Juni 2010.
Eine „Open-Air-Konzert-Party“ auf dem alten Turnplatz beim Feuerwehrgerätehaus am Freitag und am Samstag war eine der drei Großveranstaltungen, mit denen der Musikverein Merchingen sein 75-jähriges Bestehen feiert. Durch das anspruchsvolle Programm führte Nina Thren (Ballenberg). Als Solisten traten mehrere Sängerinnen und Sänger auf.
Miniorchester aktiv
Am Freitag war die Möglichkeit gegeben, auf einer großen Leinwand das Weltmeisterschafts-Eröffnungsspiel Südafrika-Mexiko zu erleben. Anschließend war „Mallorca-Platten-Party“ mit vielen Hits vom „Ballermann“.
Nach der Begrüßung der zahlreichen Besucher vor allem aus Merchingen durch Ralf Kallab, den Vorsitzenden des Musikvereins Merchingen, begann am Samstag die „3. Open-Air-Konzert-Party“ des Musikvereins Merchingen mit dem Auftritt der neun Mitglieder (acht Mädchen und ein Knabe) des „Miniorchesters“. Sie begannen im Oktober 2009 mit der Ausbildung. Schon an Weihnachten hatten sie ihren ersten Auftritt. Neben Einzelunterricht findet alle drei Wochen eine gemeinsame Probe statt.
Unter der Leitung von Petra Schindler brachte das „Miniorchester“ Musik aus der „Sinfonie Nr. 1“ und danach „Freude schöner Gotterfunken“ aus der 9. Sinfonie, beide von Ludwig van Beethoven, zu Gehör. Für den großen und verdienten Beifall bedankte sich das „Miniorchester“ mit zwei Zugaben.
Das folgende „Jugendorchester“ mit 19 Mitgliedern wird von Isabell Otterbach geleitet. Zum Teil stehen die jungen Mitglieder im zweiten Ausbildungsjahr, zum Teil haben sie die drei Jahre dauernde Ausbildung schon abgeschlossen und stehen vor der Übernahme in das Seniorenorchester. In den ersten zwei Jahren bereiten sich die jungen Musikanten im Einzelunterricht auf das Jungmusikerleistungsabzeichen „Junior“ vor. Im dritten Ausbildungsjahr treffen sich die Mitglieder wöchentlich zur Vorbereitung auf das Jungmusikerabzeichen in „Bronze“. Sie werden auch schon in das Hauptorchester integriert.
Unter der Leitung von Isabell Otterbach trug das „Jugendorchester“ „Memory“ aus dem Musical „Cats“ und dann die Titelmusik aus dem Musical „Phantom der Oper“ vor. Für den begeisterten Beifall gab es auch hier eine Zugabe.
Blick in die Geschichte
Das Hauptorchester bot unter der Leitung von Bernd Otterbach mit mehreren Gesangssolisten unter dem Motto „Erinnerungen an 100 Jahre Musik“ einen Einblick in die 75-jährige Geschichte des Musikvereins Merchingen und die Zeit davor.
In Erinnerung ist noch aus der Zeit um 1900 der Kerwe-Auftritt einer Merchinger Musikkapelle im Wirtshaus im „Tolnaishof“. Zur Erinnerung an jene Zeit erklangen „Alexanders Ragtime Band“ und das Potpourri „Die goldenen zwanziger Jahre“, unter anderem mit dem Titel „Puppchen, du bist mein Augenstern“.
Dann kam im Februar 1935, von den in Merchingen als Landarbeiter eingesetzten Höpfinger Musikern Alois Seufert und Otto Dörr angeregt, die Gründung des Musikvereins Merchingen. Schon an Ostern 1935 erfolgte der erste öffentliche Auftritt, und bereits am Pfingstmarkt 1935 konnte sich die Kapelle teilen und im „Adler“ und im „Lamm“ zum Tanz aufspielen. Der damals sehr beliebte Marsch „Liebesboten“ von Johann Brüssig erinnerte an jene Zeit, die mit dem Zweiten Weltkrieg abrupt endete.
1947/48 gründete Heiner Hügel, der schon bei den Musikern der 20er und 30er Jahre war, und nach dem Weggang von Alois Seufert und Otto Dörr die Kapelle weiter geleitet hatte, aus einheimischen und heimatvertriebenen Musikfreunden die Merchinger „Feuerwehrkapelle“. „Wir sind Kinder von der Eger“ von Ernst Mosch rief die Nachkriegszeit wach. Für die 50er Jahre stand der „River Kwai Marsch“, während „Danke schön, Bert Kaempfert“ den bewegten 60er Jahren gewidmet war.
„Broggewalzer“ komponiert
1966 übergab Heinrich Hügel den Dirigentenstab an seinen Sohn Adolf, der schon 1962 die Jugendausbildung übernommen hatte. Aus seiner Feder stammen der „Broggemarsch“ und der „Broggewalzer“, vor allem aber der Marsch „Grüße aus Ravenstein“, mit dem der singende Bürgermeister Horst Weber gerne die Gäste der Stadt begrüßt und ihnen Ravenstein vorstellt. Als Symbol für die 70er Jahre erklang der Marsch „Grüße aus Ravenstein“ zum Mitsingen für alle.
Für die 80er Jahre standen das Medley „AB BA-Gold“ und „Lieder, die von Herzen kommen“ von Marianne und Michael Hartl. „Ich war noch niemals in New York“ von Udo Jürgens, gesungen von Bernd Otterbach, vertrat die 90er Jahre.
Ganz zeitgemäß erklangen zum Schluss die Fußballhits „Wenn nicht jetzt, wann dann“ und „54, 74, 90,2010!“ Schon während des Konzerts und erst recht zu seinem Ende gab es immer wieder lauten Beifall. Nicht vergessen wurde sein Dank an die Musiker, die sich bei den Zuhören mit einer Zugabe revanchierten.
Dankesworte des Vorsitzenden Ralf Kallab an alle Besucher, Musikanten und Helfer setzten den Schlusspunkt eines erfolgreichen Auftritts des Musikvereins.
Quelle: Fränkische Nachrichten, Donnerstag, 17.06.2010